Die Sportart Orientierungslauf

Die Zeit von OLVSA und DOLV

 

 

Die organisatorische Anbindung der Orientierungsläufer an den Deutschen Wander- und Bergsteigerverband der DDR und nach dessen Umbenennung 1970 an den Deutschen Verband für Wandern-, Bergsteigen und Orientierungslauf der DDR war, trotz zweifellos bestehender Analogien, weder für die Wanderer, noch die Bergsteiger und schon gar nicht die Orientie­rungs­läufer die Erfüllung ihrer Vorstellungen, Bedürfnisse und Wünsche. In anderen Ländern dagegen existierten/existieren häufig eigenständige OL-Verbände. Erst im Zuge der politischen Wende wurde es möglich, einen eigenen OL-Verband anzustreben. Die 18. Tagung des Bundesvorstandes des DTSB am 24.02.1990 stimmte der Gründung eines OL-Verbandes zu (40. Verband im DTSB). Ähnliche Entwicklungen entstanden im Frühjahr 1990 in den Bezirksfach­kommissionen OL und vor allem in den OL-Vereinen. Die sich abzeichnende Neugründung  der Bundesländer, in unserem Fall Sachsen-Anhalts, verstärkte diese Bestrebungen. Deshalb wurden in den fünf neuen Ländern recht schnell Landes-OL-Verbände in der Rechtsform eingetragener Vereine gegründet. In Sachsen-Anhalt fand die Gründungsveranstaltung des „Orientierungslaufverbandes Sachsen-Anhalt“ (OLVSA) am 16.06.1990 in Naumburg statt. Die Eintragung in das Vereinsregister unter „Orientierungslaufverband Sachsen-Anhalt e.V“ erfolgte am 20.08.1990 mit der laufenden Nummer 77 des Vereinsregisters des Kreisgerichts Quedlinburg. Zuvor war am 24.03.1990 in Bad Blankenburg der „Deutsche Orientierungslauf Verband“ (DOLV) gegründet worden (eingetragen am 10.06.1990 unter der laufenden Nummer 951  des Vereinsregisters Berlin-Mitte). Diese Entwicklung war aus Sicht der Sportfreunde aus den alten Bundesländern eindeutig zu schnell und zu spontan verlaufen. Ehe sie sich versahen, gab es in der (noch) DDR eigene, unabhängige OL-Landesverbände einschließlich eines Dachverbandes. Waren doch die Orientierungsläufer der Bundesrepublik ebenfalls nicht eigenständig, sondern nach Umwegen im großen Sammelbecken des „Deutschen Turnerbundes“ (DTB) angekommen. Hier fühlten sie sich offenbar einigermaßen wohl, da sie, gemessen an der eigenen Mitgliederzahl, über eine gute Finanzausstattung verfügten.

Es galt nun, die „Fehlentwicklung“ zur korrigieren. Die fünf Präsidenten der OL-Landesverbände der neuen Länder und DOLV-Präsident Rolf Heinemann wurden zum Deutschen Turntag nach Hannover eingeladen (08.-09.09.1990) und sollten dort wunschgemäß um Aufnahme in den Deutschen Turnerbund bitten, was auch geschah. Der Turntag war eine gute Einstimmung auf das, was all die Jahre folgen sollte. Es ging wie immer um Strukturen, aber wenig um Inhalte. Mit den Hotelkosten der Veranstaltung hätte man gut einige Jahre Verbandsarbeit eines OL-Verbandes finanzieren können. Aber, da man von uns die Mitgliedschaft im Turnerbund (und in Wahrheit die Auflösung wollte), hat man uns das mit einer sehr guten finanziellen Ausstattung der Orientierungsläufer schmackhaft gemacht.

Am Ende kam alles wie es kommen musste. Es wurden Landesturnverbände gegründet, die Fachbereichsausschüsse Orientierungslauf führten/führen. Die OL-Landesverbände (OLVSA zum 31.12.1991/Löschung am 03.04.1992) und auch der DOLV (31.12.1990) wurden aufgelöst.

Die Orientierungsläufer der DDR waren letztendlich nach einer ein- bis eineinhalbjährigen Phase der Unabhängigkeit vom Regen in die Traufe gekommen. Der Ehrlichkeit halber muss gesagt werden, dass einer Reihe von Orientierungsläufern das nicht ungelegen kam, hätte doch die Führung eines eigenen Verbandes intensiver und angestrengter Arbeit bedurft.

Im Einzelnen verlief die Entwicklung des OLVSA wie folgt:

 

 

22.02.1990: Bernd Rasehorn verfasst auf der Grundlage eines Tagungsergebnisses der Bezirksfachkommission OL Halle vom 17.02.1990 einen Aufruf zur Gründung eines Landes-OL-Verbandes

 

 

 

24.03.1990: In Bad Blankenburg findet die Gründungsveranstaltung des Deutschen Orientierungslauf  Verbandes (DOLV) statt. Aus Quedlinburg nimmt Wolfgang Krause an der Gründung teil. Gert Schmidtko aus Magdeburg wird zum Vorsitzenden  der Revisions­kom­mission gewählt

 

 

 

19.04.1990: In Magdeburg findet ein Treffen zur Vorbereitung der Gründung eines Landes-OL-Verbandes statt. Gert Schmidtko und Peter Wichmann beginnen mit der Erarbeitung einer Satzung

 

 

 

16.06.1990: Gründung des Orientierungslaufverbandes Sachsen-Anhalt in Naumburg. Die erarbeitete Satzung wird mit geringfügigen Änderungen angenommen. Ein vorläufiges Präsidium wird mit den Sportfreunden Wolfgang Krause (Präsident), Gert Schmidtko (Vizepräsident Sport), Dr. Werner Hellwig (Vizepräsident Öffentlichkeitsarbeit), Karl-Heinz-Seefeld (Vizepräsident Organisation) und Bernd Rasehorn (Schatzmeister) gewählt

 

 

 

20.08.1990: Der Orientierungslaufverband Sachsen-Anhalt e.V. wird unter der laufenden Nummer 77 im Vereinsregister des Kreisgerichts Quedlinburg eingetragen

 

 

 

08.09.1990: In Hannover findet der Deutsche Turntag 1990 statt. Für den OLVSA nimmt Wolfgang Krause teil. Dr. Rolf Heinemann stellt als DOLV-Präsident für den DOLV und für die fünf OL-Landesverbände der neuen Länder den Antrag um Aufnahme in den DTB. Der Gedanke eines selbständigen, unabhängigen OL-Verbandes wird damit aufgegeben

 

 

 

03.11.1990: Vorbereitende Versammlung zum Verbandstag in Dessau

 

 

 

16.11.1990: In Sassenburg (16.-18.11.1990) findet unter Leitung von DTB-Präsident  Prof. Dr. Jürgen Dieckert eine vorbereitende Veranstaltung zur Bildung von Landesturnverbänden in den neuen Ländern statt. Für den OLVSA nimmt Wolfgang Krause teil

 

 

 

21.11.1990: Verbandstag des OLVSA in Dessau; Annahme der Finanzrichtlinie; Wahl des Präsidiums

 

 

10.12.1990: Treffen mit Vertretern des Landesturnverbandes Sachsen-Anhalt in Halle

 

 

 

31.12.1990: Der DOLV stellt seine Arbeit ein

 

 

 

10.01.1991: Erweiterte Präsidiumssitzung in Magdeburg

 

 

 

 

 

22.03.1991: Erweiterte Präsidiumssitzung in Quedlinburg

 

 

 

15.04.1991: Antrag auf Mitgliedschaft im Landesturnverband Sachsen-Anhalt

 

 

 

25.05.1991: Erweiterte Präsidiumssitzung anlässlich der Meisterschaften des OLVSA in Wienrode

 

 

31.08.1991: Erweiterte Präsidiumssitzung in Friedrichsbrunn

 

 

 

16.09.1991: Der OLVSA wird Mitglied im Landessportbund Sachsen-Anhalt

 

 

 

07.12.1991: Der Verbandstag in Magdeburg beschließt die Auflösung des OLVSA. Das Vermögen des Verbandes, bestehend aus Bargeld, PC-Technik, Ocad-Lizenzen usw. wird dem Landesturnverband Sachsen-Anhalt zugeführt werden. Das Präsidium des OLVSA wird in einen Landesfachausschuss OL überführt; Wolfgang Krause und Gert Schmidtko bitten um Entlastung. Der neue Fachausschuss wird wie folgt besetzt:

  

Landesfachwart:                                              Joachim May

Wettkampf- und Kampfrichterwesen:              Dr. Gerhard Kämpfer

Jugend- und Leistungssport:                            Michael Höfer

Breitensport:                                                   Wolfgang Krause

Ausbildungswesen:                                          Renate Schrei

Öffentlichkeitsarbeit:                                        Dr. Werner Hellwig

Natur- und Umweltschutz:                               Bernd Rasehorn

Kartenwesen:                                                  Dr. Eberhard Höfer

Finanzen:                                                         Heidi Conrad

 

 

 

31.12.1991: Der OLVSA stellt seine Tätigkeit ein

 

31.01.1992: Erweiterte Tagung des Landesfachausschusses Orientierungslauf in Halle

 

 

 

03.04.1992: Der „Orientierungslaufverband Sachsen-Anhalt e.V.“ wird im Vereinsregister des Kreisgerichts Quedlinburg gelöscht

 

 

09.10.1995: Freistellungsbescheid des Finanzamtes Quedlinburg für die Jahre 1991 und 1992

 

 

 

(Text: Wolfgang Krause)

 


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