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Simone begeistert und weckt Erinnerungen an unsere besten Jahre / 60. KM 2017

Simone begeistert und weckt Erinnerungen an unsere besten Jahre / 60. KM 2017
(4:01 min)
Als Ausrichter von OL-Veranstaltungen freut man sich sehr, Spitzenathleten am Start zu haben. Das gilt natürlich besonders für Weltklasseläufer oder gar für amtierende Weltmeister und Exweltmeister. In anderen Sportarten müsste man als Veranstalter oft tief in die Tasche greifen, um solche Athleten in der Startliste zu finden. Nicht so im Orientierungslauf, da geht es häufig noch ohne Antrittsgelder.

In der Zeit unserer „großen“ Jahre zwischen 1988 und 1998 hatten wir viele Weltmeister am Start. Allen voran Läufer wie Jörgen Martensson (Schweden), Petter Thoresen (Norwegen) und Allan Mogensen (Dänemark) bei den Herren oder Anna Bogren (Schweden), Marlena Jansson (Schweden) und Katalin Olah (Ungarn) bei den Damen. Wir hatten auch viele Starter, die erst später zu Weltmeisterehren gelangten. Da erinnern wir uns beispielsweise an Björnar Valstad (Norwegen), Jamie Stevensen (Großbritannien) oder Lucie Böhm (Österreich). Emil Wingstedt (Schweden) weilte zum Training im Naturfreundehaus Stecklenberg. Annika Bilstam (Schweden) lief zum Training die Weltcup-Bahn von 1994 in Ballenstedt. Auch unter den anwesenden Trainern gab es ehemalige Weltmeister, so Sarolta Monspart (Ungarn) und Kari Sallinen (Finnland). Diese Liste könnten wir noch sehr lange fortsetzen. Nach der Jahrtausendwende sind wir dann bescheidenere Wege gegangen.

Es war für uns ein glücklicher Umstand, dass die Schweizer Sportfreunde vom OL Norska im benachbarten Bad Harzburg zu Ostern 2017 ein Trainingslager planten. Wir hatten mit den Sportfreunden vom MTV Bad Harzburg vereinbart, dass sie gemeinsam mit den Schweizern bei unseren 60. Kreismeisterschaften in Bad Suderode starten würden. Ganz in Familie mit dabei die erfolgreichste Orientierungsläuferin aller Zeiten und 23-fache Weltmeisterin Simone Niggli. Simone hat ihre Karriere in der Schweizer Nationalmannschaft 2013 beendet, hat aber seit dem bei internationalen Veranstaltungen häufig unter Beweis gestellt, dass sie noch immer zu den besten Läuferinnen der Welt gehört.

Die Freunde vom OL-Norska wollten bei uns ihre Vereinsmeisterschaften austragen und so erklärt es sich, dass Simone für die Klasse H21AL meldete. Die Bahnlänge betrug 8,5 km bei 300 Höhenmetern. Simone lief 0:59:59 und wurde nur von ihrem Ehemann Thomas (0:54:54)unterboten. Bei dieser Superzeit unterlief ihr im flachen Abschnitt zum Posten 9 noch ein Richtungsfehler (Simone läuft ohne Kompass), so dass sie fast die Zeit ihres Ehemanns erreicht hätte.

Als Bahnleger habe ich Simone an den Posten 3, 7, 13 und 19 (Endposten) verfolgt und ein kurzes Movie aufgenommen. Was auffällt sind ihre hohe Konzentration und ihr ruhiger und raumgreifender Schritt. Am Posten 3 (Meilerfläche) liegt sehr viel Unterholz, das sie scheinbar mühelos überwindet, um dann im Hochwald zu verschwinden. Am Posten 7 (Felsen) hat sie gerade das Teufelstal durchquert und nimmt den steilen Anstieg zum Posten in ruhigem Lauf. Ihr Blick schweift abwechselnd nach rechts und links um Details aufzunehmen und eventuell den Posten schon zu erblicken. Ein kurzer Blick im Laufen auf die Karte genügt, um anschließend den Posten ganz sicher anzusteuern. Am Posten 13 (Meilerfäche im flachen Tal) hat sie gerade das Hagental in Richtung Preußischer Saalstein gequert und den extremen Anstieg mit felsigem Untergrund laufend genommen, um dann vor und nach dem Posten mit maximaler Geschwindigkeit zu rennen. Es fällt auf, dass sie sehr viel schneller ist, als andere Läufer, die sich ebenfalls in der Nähe des Postens 13 befinden. Eine Code-Kontrolle macht sie vermutlich nicht. Die letzten Aufnahmen zeigen sie auf dem Weg zum Endposten und auf der Zielpflichtstrecke. Schließlich enthält das Movie noch die Siegerehrung der Klasse H21AL und den Dank des Schweizer Delegationsleiters Bruno Haldemann. Simone ist die Läuferin mit dem blauen Stirnband.

In dem Buch "Das halbe Leben - Junge Frauen erzählen" von Susanna Schwager (2017 Wörterseh, Gockhausen) ist Simone eine von 8 Frauen, die erzählen ... Hier sagt Simone u.a.: "Ich frage mich oft, wie das funktioniert, dass man beim Rennen nicht immer auf die Nase fällt. Oder in einen Baum rennt. Wir laufen ja mit möglichst hohem Tempo und schauen meistens auf die Karte und nicht in die Gegend, nicht auf den Boden. Das Augenmerk liegt nicht auf dem Weg, wir lassen den Blick überallhin schweifen. Und stolpern sehr selten. Ich kann es mir nicht wirklich erklären- Es kommt mir wirklich so vor- als hätte man beim Rennen eine Art inneres Auge. Als bekämen auch die Füsse, der ganze Körper Augen für den Orientierungslauf. Das ist biologisch oder wissenschaftlich natürlich Quatsch, ich habe ja lange genug Biologie studiert. Trotzdem ist etwas dran. Die Wahrnehmung ist viel mehr als die Augen."

Wenn man Simone beim Laufen mit den Blicken verfolgt, findet man diese Worte bestätigt ...


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