Die Sportart Orientierungslauf

Was ist OL?

"OL" steht für "Orientierungslauf" und ist damit die Abkürzung für die "schönste Sportart der Welt"- diese euphorische Betrachtungsweise mögen uns die Anhänger  anderer Sportarten verzeihen, keineswegs wollen wir uns über sie erheben. Im Englischen spricht man von "Orienteering" und stellt oft den zugehörigen Begriffen nur ein "O" voran (O-Sport, O-Friend, O-Week, ...).

 

Obwohl das Orientieren im Gelände eine uralte menschliche Aufgabe darstellt, ist die Sportart „Orientierungslauf“ noch recht jung. Ende des 19. Jahrhunderts wurden in Norwegen erste Wettkämpfe ausgetragen. In Deutschland gab es in den fünfziger Jahre des 20. Jahrhunderts touristische Mehrkämpfe und Skiorientierungsläufe. In seiner heutigen Form wird der OL bei uns seit 1960 betrieben. 1961 wurde die Internationale Orientierungslauf-Föderation (IOF) gegründet und seit 1962 gibt es Internationale Meisterschaften. Im olympischen Programm ist der Orientierungslauf nicht, obwohl die IOF heute (30.06.2006) 67 Mitglieder hat.  

Der Orientierungslauf ist ursprünglich eine Waldsportart und ein Einzelwettkampf für Damen und Herren, Kinder und Jugendliche. Die Wettkämpfer starten im Intervallstart. Beim Start erhalten sie die Wettkampfkarte, auf der die zu lösende Aufgabe eingetragen ist. Diese Aufgabe besteht nun darin, eine Anzahl von Kontrollposten in vorgegebener Reihenfolge und in schnellstmöglicher Zeit anzulaufen und sich im Ziel einzufinden. Die Wettkampfstrecke heißt bei den Orientierungsläufern „OL-Bahn“. Die Kontrollposten bestehen aus Postenschirmen, wie untenstehend gezeigt und einer Einrichtung zum Nachweis des Anlaufens. Früher waren das zunächst einfache Stempel und später dann Lochzangen. Heute sind es meist elektronische Uhren, die dem Läufer die Zeit des Passierens in seine, ebenfalls elektronische, Startkarte schreiben.

 

 

 

Was macht das Orientierungslaufen nun interessant? Da ist zunächst die Komponente der Routen­wahl. Zwischen den Kontrollposten entscheidet der Orientierungsläufer selbst über den zu wählenden Weg. Es gilt, seinen individuellen Fähigkeiten entsprechend, die schnellste Route vom Start zum ersten Posten zu finden. Dabei ist die direkte Route selten die Schnellste. Oft ist es ratsam, Berge oder Täler zu umlaufen. Wegverbindungen sind schneller als der Lauf quer durch das Unterholz. All das muss der Wettkämpfer bei seiner Routenwahl berücksichtigen. Hat er sich für eine Route entschieden, muss er diese im Gelände auch finden und wie geplant ablaufen. Gelingt ihm das nicht, müssen Abweichungen schnellstmöglich korrigiert werden. Vor dem Blick auf die Karte ist es für den Wettkämpfer ratsam, die Karte so zu drehen, dass die Richtungen auf der Karte mit den Richtungen im Gelände übereinstimmen. Diesen Vorgang nennt man „Einnorden“. Dabei setzt der Läufer sein mehr oder weniger einziges Hilfsmittel, den Kompass ein. Den Kompass kann er auch benutzen, wenn er sich für die direkte Route von einem Posten zum anderen entscheidet. Dann wählt er den so genannten „Kompasslauf“.

 

 

Wenn der Wettkämpfer nach dem Ablaufen der gewählten Route im Postenraum des anzulaufenden Kontrollpostens ankommt, gilt es, keine Zeit zu verlieren und möglichst schnell die Objekte auf der Karte den im Gelände vorhandenen Objekten zuzuordnen, damit der Posten zielstrebig angelaufen werden kann und nicht gesucht werden muss. Diesen Vorgang nennt man „Feinorientierung“. Damit am Posten alles schnell zugeht, verfügt der Läufer zusätzlich über eine Postenbeschreibung. Sie sagt ihm, wenn das Auflösungsvermögen seiner Karte möglicherweise nicht ausreicht, wo er den Posten finden wird (z.B. „Stein, 2m, Südseite“). Um für internationale Wettkämpfe sprachliche Hürden überwinden zu können, ist für die Formulierung der Postenbeschreibungen eine spezielle Bilderschrift in Piktogrammform entwickelt worden.  

Wenn ein Läufer einen Kontrollposten erreicht, ist er gut beraten, dessen Kodeziffer, die innerhalb eines Wettkampfes eindeutig ist, zu überprüfen. Damit weiß er sofort, dass er den gesuchten Posten und nicht etwa einen in der Nähe befindlichen Kontrollposten einer anderen Altersklasse gefunden hat. Anschließend erbringt er dann durch Einbringen seiner elektronischen Startkarte in die elektronische Kontrollstation des Posten den Nachweis, dass und wann er den Posten erreicht hat.

Orientierungslauf ist kein Versteckspiel, sondern in seiner höchsten Form ein moderner Leistungssport, bei dem Fairness und Objektivität oberstes Gebot sind. Der Bahnleger, das ist derjenige, der die OL-Bahn entwirft und vorbereitet sowie der Kartenhersteller achten sorgfältig darauf, Zufälligkeiten weitgehend auszuschließen.

Erreicht der Läufer das Ziel, werden seine Zielzeit festgehalten, seine Laufzeit berechnet und eine Prüfung veranlasst, ob alle Posten in vorgegebener Reihenfolge angelaufen wurden.

Nur derjenige wird siegen, der schnelles Laufen und sicheres Orientieren perfekt miteinander verbindet und die besten Routenwahlen trifft.

Die Bahnlängen und Schwierigkeiten der Wettkampfstrecken sind altersklassenabhängig. Die Bahnen der Herren-Eliteklasse betragen auf der klassischen Strecke (heute schon als Langstrecken-OL bezeichnet) 13 bis 15 Kilometer, die der Jüngsten 1 bis 2 Kilometer.

Wettkampfform und Wettkampfgelände sind heute, insbesondere im Zeitalter moderner Medien, vielfältiger geworden. So gibt es u.a. zusätzlich Sprint-, Mittel- und Ultralangdistanzen. Neben den Wäldern wird heute auch in Parks, Graslandschaften, Wüsten und sogar in Städten gelaufen. Neben dem Fuß-OL, wird der Orientierungslauf auch als Ski-OL und Mountain-Bike-Orienteering (MTBO) sowie weiteren Formen betrieben. Zusätzlich zu den  Einzelwettkämpfen gibt es zahlreiche Staffelläufe.

Von besonderer Wichtigkeit ist für die Orientierungsläufer die Wettkampfkarte. Ihre Qualität trägt entscheidend zum Gelingen des Laufes bei. Zunächst wurde mit so genannten „Messtischblättern“ im Maßstab 1 : 25 000 gelaufen. Mit der Entwicklung der Sportart wuchsen aber die Anforderungen an die Karte, so dass die Orientierungsläufer  dazu übergingen, eigene Karten mit, nach internationalen Darstellungsvorschriften genormten, Legenden zu verwenden. Je nach Wettkampfform und Geländegliederung werden heute Maßstäbe zwischen 1 : 15 000 und  1 : 1 : 000 eingesetzt.

Wir hoffen, unsere Erläuterungen haben Ihre Neugier und Ihr Interesse geweckt. Sie können gern mit uns Kontakt aufnehmen.

 

 

 


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